Der Einfluss der Hormone auf unsere Haut
Plötzlich trockene Haut oder Akne? Bad Hair Day? All das kann mit unseren Hormonen zu tun haben, die unsere Haut beeinflussen. Seit einigen Jahren kommt man den möglichen Zusammenhängen zwischen Hautveränderungen und Hormonen immer mehr auf die Spur.
Die Haut ist unser größtes und vielseitigstes Organ: Ihre vielfältigen Funktionen unter anderem für den Stoffwechsel (z.B. die Vitamin D Produktion) und der Immunabwehr werden laufend erforscht. So ist es nicht verwunderlich, dass auch unsere Hormone mit der Haut in ständigem Austausch stehen und sichtbare Veränderungen der Haut durchaus mit unseren Hormonen zu tun haben können.
Was sind Hormone?
Hormone sind körpereigene Signalstoffe und wirken bei fast allen Funktionen unseres Körpers mit, zB im Gehirn, in der Schilddrüse, der Bauchspeicheldrüse, der Nebennierenrinde, bei Frauen in den Eierstöcken und bei Männern in den Hoden. Dabei gibt über 30 verschiedene Hormone, zu den Bekanntesten zählen Östrogen, Serotonin, Melatonin, Cortisol, aber auch Insulin und verschiedene Wachstumshormone.
Hautwissen
Hormone werden ausgeschüttet:
- wenn wir uns gestresst fühlen
- Hormone regulieren den Schlaf-Wach-Rhythmus
- Hormone beeinflussen den Zucker- und Fettstoffwechsel
- beeinflussen den Sexualtrieb
- verantwortlich für den Menstruationszyklus der Frau
- Hormone spielen eine Rolle beim Knochenwachstum und beim Muskelaufbau
Einfluss der Hormone auf die Haut
Die Haut, die ja ebenfalls vielfältige Funktionen hat, befindet sich in einem ständigem Wechselspiel mit unseren Hormonen und diese beeinflussen sich gegenseitig. Ein wichtiges Hormon für die Haut ist zweifelsfrei das Östrogen: Östrogen hilft bei der Bildung von Kollagenfasern oder der hauteigenen Feuchtigkeitsversorgung. Sinkt der Östrogenspiegel während der Wechseljahre, verliert die Haut an Elastizität und Feuchtigkeit mit dem Ergebnis: Die Haut wird dünner, trockener und vermehrt bilden sich Pigmentflecken.
Bad Hair Day
Wer kennt das nicht, die Haare wollen und wollen einfach nicht so wie wir. Dabei können die Haare gar nichts dafür. Frauen beklagen vor allem kurz vor der Periode davon. Schuld ist der niedrige Östrogenspiegel und das hohe Progesteron in der zweiten Zyklushälfte die sonst die Talgproduktion unter Kontrolle halten. Andererseits, sind wir glücklich, produzieren wir das Glückshormon Endorphin, das wiederum die Durchblutung der Kopfhaut und der Haarwurzeln anregt und die Haare gesund aussehen lassen soll.
Wie wirken Hormone bei Akne
„Die Veränderungen der Haut durch Hormone ist bei der Entstehung der Akne einigermassen gut in der wissenschaftlichen Literatur beschrieben“, sagt die Wiener Dermatologin Julia Lämmerhirt. Die Talgdrüsen in der Haut besitzen Hormonrezeptoren und werden von Hormonen gesteuert. Testosteron und Dihydrotestosteron (DHT), die aktivierte Form des Testosteron, sind neben anderen Hormonen die beiden Hauptverursacher der Talgdrüsenstimulation. Diese lassen Talgdrüsen (Sebozyten) und hornbildende Zellen (Keratinozyten) wachsen. Die Folgen sind vermehrte Talgproduktion und Verstopfung der Poren.
„Wie sehr sich die Talgdrüsen jedoch in ihrer Funktion von diesen Hormonen beeinflussen lassen, entscheidet die individuelle Veranlagung, aber auch die Ernährung, der Stress und der Lebenstil“, erklärt Lämmerhirt. „Als Therapieform bei Hauterkrankungen wie Akne können Hormone oral (zB Antibabypille) oder in Form von Hormoncremes direkt aufgebracht werden: es kommen sogenannte Antiandrogene zum Einsatz. Diese blockieren die männlichen Hormone und das DHT, und verbessern damit die Symptome“. Eine hormonelle Aknetherapie gehört jedoch laut Expertin in ärztliche Hände.
Hautveränderungen in der Schwangerschaft
Eine Schwangerschaft ist ein hormoneller Ausnahmezustand. Vieles verändert sich, und das kann sich auch im Hautbild zeigen. Neurodermitis, Psoriasis oder kann sich verschlechtern oder gar erstmalig auftreten, andererseits kann es auch zu einem schöneren Hautbild kommen.
Julia Lämmerhirt erklärt: „Auch die Hyperpigmentierung, das Melasma, ist hormonell bedingt“. Es bilden sich Pigmentflecken im Gesicht oder eine dunkle Linie am Bauch, Linea nigra genannt. „Das in der Schwangerschaft vermehrt gebildete Progesteron, Östrogen und Melanozyten-stimulierende Hormone (MSH) stimuliert die Melanozyten, die für diese Braunfärbung verantwortlich sind. Sie sind ungefährlich“.
Wechseljahre - ein hormonelles Durcheinander
Hitzewallungen, Libidoverlust, Stimmungsschwankungen, Gewichtszunahme: Nichts ist fix in den Wechseljahren. Der Hormonstatus unterliegt starken Tageschwankungen und damit einhergehend kommen durch den Mangel an Östrogen Hautprobleme wie Trockenheit an der Haut sowie in der Scheide.
Nach dem Wechsel, mit dem niedrigen Östrogenspiegel einhergehend, ist die sogenannte vaginale Atrophie ein häufiges Problem für die betroffene Frau. „Die Schleimhaut der Scheide braucht das Östrogen und weich und geschmeidig zu sein. Der Geschlechtsverkehr ist plötzlich unangenehm und schmerzhaft, und auch ohne Sex brennt und juckt die Scheide“ erklärt die Gynäkologin Dr. Lehner-Rothe. „Abhilfe schaffen speziell dafür geeigneten hormonfreie Feuchtigkeitszäpfchen mit Hyaluronsäure und Feuchtigkeitscremes, um den längerfristigen Folgen entgegenzusteuern und die Beschwerden zu mildern“. In der Zeit des Wechsels kann es auch zu einem neuerlichen Schub von Akne (Spätakne) oder auch einem erstmaligen Auftreten der Rosacea kommen.
Hormone über die Haut statt als Tablette
Um Hormonschwankungen einzudämmen kann die Hormongabe direkt über die Haut verabreicht werden, diese belasten den Organismus weniger als die orale Einnahme von Tabletten. Wir kennen diese als z.B. Hormonpflaster als Verhütungsmethode oder das lokale Auftragen von Östrogenen gegen Wechseljahrsbeschwerden, aber auch gegen vaginale Trockenheit oder Haarausfall gibt es bewährte Präparate.
Einfluss der Schilddrüse auf die Haut
Weniger bekannt sind Veränderungen, die die Haut lange vor eine Erkrankung anzeigen kann, die ebenfalls hormonell bedingt sein können. „Manchmal kommen Patienten zuerst zum Hautarzt, weil sie Veränderungen der Haut sehen, die eigentliche Krankheit ist vielleicht auch noch gar nicht in einem veränderten Blutbild diagnostizierbar, aber die Haut zeigt es schon an, wie z.B. bei Schildrüsenerkrankungen. Haarausfall, brüchige Nägel oder trockene dünne Haut könnten durchaus mit der Schilddrüse zu tun haben“, so Lämmerhirt.
Neuer Trend: Hormonkosmetik gegen Hautalterung
Hautalterung ist ein natürlicher Prozess, der mit dem Verlust von Straffheit, Dehnbarkeit, Elastizität einhergeht. Neben äußeren Faktoren wie Umwelteinflüsse, UV-Strahlung, Nikotin und Alkohol beeinflussen auch Hormonproduktion und genetische Disposition den Verlauf der Hautalterung. So haben Studien gezeigt, dass Östrogenen, vor allem Östradiol in Cremes soll zu vermehrter Elastizität führen, die Faltentiefe soll abnehmen und die Hautdicke durch Zunahme von Kollagen wieder zunehmen. Das führt zu einer verbesserten Hautfestigkeit, Wasserspeicherfähigkeit und jüngerem Aussehen. Andere Studien zeigen, dass es leider nicht immer so ist, vor allem wenn die Haut vorher schon durch UV-Licht geschädigt wurde. Auch in der Cellulite-Therapie werden Hormone, das Progesteron und das Androstanolon, eingesetzt, das eine Festigung des Bindegewebes bewirken soll.
Richtige Hautpflege in den Wechseljahren
Nicht nur Hormonersatz bringt gute Erfolge: Die richtige Pflege während der Wechseljahre kann den Hautzustand auch deutlich verbessern. Wenn deine Haut sehr trocken ist, juckt und spannt, haben wir hier ein paar Tipps für dich um den Feuchtigkeitsgehalt der Haut wieder herzustellen.
- Weniger ist mehr: Bei trockener und empfindlicher Haut gehe generell sparsam mit Wasser und Reinigungsprodukten um. Gut geeignet sind Duschgels mit rückfettenden Inhaltsstoffen oder Duschöle. Die Reinigungsprodukte sollten gründlich abgespült werden, um Rückstände auf der Haut zu vermeiden. Zudem sollten statt Seifen nur milde Tenside angewandt werden. Milde Tenside sind bei der Angabe der Inhaltsstoffe zB unter den Begriffen Betaine, Kollagentenside und Alkylpolyglycoside zu finden.
- Spezielle Pflege im Gesicht: Verwende keine alkoholischen Tonics, diese entfetten deine Haut zu sehr. Greife lieber zu milden Produkten wie zB Mizellengesichtswasser. Ein guter Feuchtigkeitsspender für die oft sehr trockenen Gesichtshaut ist ein Serum mit zB Hyaluronsäure oder Vitamin A.
- Baden und Duschen solltest du nur mit lauwarmen Wasser, sehr heißes Wasser trocknet die Haut zusätzlich aus. Der Wirkstoff Polidocanol ist manchen Badezusätzen beigefügt und wirkt zusätzlich juckreizstillend. Nach dem Bad die Haut sanft trocken trupfen und mit reichhaltigen Hautcremes oder Lotions verwöhnen.
Gut zu wissen
Deine Haut freut sich über Pflegeprodukte mit folgenden Inhaltsstoffen:
- Vitamin E wirkt reizlindernd und hautberuhigend
- Panthenol schützt vor Hautirritationen bei trockener Haut
- Urea sowie Hyaluronsäure helfen der Haut, Feuchtigkeit zu binden und damit vor dem Austrocknen zu schützen
- Sheabutter oder Kakaobutter versorgen besonders gut mit essentiellen Fettsäuren und natürlichem Vitamin E.
- Hautpflege mit hochwertigen Ölen: Diese sind den Hautfetten ähnlich und weisen meist einen hohen Anteil an essentiellen Fettsäuren auf. z.B. Borretschöl oder Leinsamenöl leicht anwärmen, auf die noch feuchte Haut aufgetragen und einmassieren. So fühlt es sich toll an und zieht schnell ein.
Vorsicht bei Peelings
Peelings reinigen deine Haut porentief und schenken dir ein strahlenderes Aussehen. Wenn du aber eine sehr trockene und empfindliche Haut (zB Neurodermitis) hast, solltest du mit Peelings vorsichtig sein! Zu aggressive Peelings können Hautirritationen hervorrufen und so mehr schaden als nutzen. Achte darauf, ein für deinen Hauttyp angepasstes Peeling zu verwenden und rubble nur sanft! Gut geeignet sind z.B. Enzympeelings.
Hormonkosmetik und Phytoöstrogene
- Hormonkosmetik, auch ästhetische Endokrinologie genannt, darf nicht im freien Handel verkauft werden. Frage am besten deinen Arzt wenn du an diesen neuen Therpieformen interessiert bist.
- Frei verkäuflich sind sogenannte Phytoöstrogene, diese werden oft aus Soja oder Yams-Wurzeln gewonnen. Diese pflanzlichen Substanzen sollen über die Östrogenrezeptoren der Hautzellen den aus den Fugen geratenen Hormonhaushalt steuern. Achtung: Über die Wirksamkeit dieser Phytoöstrogene liegen keine standardisierten Daten vor.
Hormone sind Teil eines komplexen Regulationssystems im Körper und die Einflüsse auf die Haut und Hauterkrankungen sind noch lange nicht vollständig erforscht. Immer mehr wird auch das Zusammenspiel zwischen Ernährung, Streß und Lebensweise und dem Einfluss auf die Haut und das Hormongleichgewicht bewusst.
Frau Dr. Eva Lehner-Rote ist Frauenärztin in Wien und Baden.
Weitere Infos auf evarothe-gyn.at
Frau Dr. Julia Lämmerhirt ist Hautärzin in Wien.
Weitere Infos auf skin-balance.at
Infos zum Beitrag
Autor:
Dr. Michaela Endemann
Quellenangabe:
Interview Dr. Lämmerhirt
,
dr-lynch.at
,
focus.de
,
kleine-gunk.de
Stand der medizinischen Informationen: 05. Februar 2020
Letzte Aktualisierung: 03. April 2024